Warum ich Licht halte.
Ich bekomme immer wieder Fragen gestellt wie: "hej klasse Licht, so schön weich, was benutzt du denn für Lichtformer?".
Wenn meine Antwort dann lautet: "Standart Reflektor" kommt in der Regel ein "wie?" Zurück.
Ich finde das der Standart Reflektor sehr unterschätzt wird von vielen Fotografen.
Daher möchte ich ihn euch ein wenig näher bringen.
Die Lichtcharakteristik des SR würde ich als sehr großen Spot mit breitem Kernlicht und weich, aber schnell auslaufendem Rand beschreiben. Von der Lichtausbeute bringt er effektiv das Licht zum Subjekt. Der Abstrahlwinkel ist mit ca. 55grad für das Kernlicht recht breit, so das man 3-4m breite Szenerien recht gleichmäßig ausleuchten kann. Das Licht ist sehr hart und erzeugt einen Schattenwurf ähnlich der Sonne. Soviel erst einmal zum Lichtcharakter.
Ich glaube das viele Fotografen den SR lediglich als Streif- , Haar- oder Hintergrundlicht einsetzen, aber niemals als Hauptlicht.
Ich möchte meine Nutzung des SR beschreiben um einen Anreiz zu geben das gute Teil neu zu entdecken.
Ganzkörper
Wenn man sich ein wenig mit aktuellen Magazinen im Beauty und Fashion Bereich beschäftigt, wird man schnell feststellen das für einen großen Teil der Ganzkörperaufnahmen ein hartes Licht verwendet wurde. Wenn ich Ganzkörperaufnahmen mit hartem Licht mache achte ich genau wo ich das Licht setzte. Der Schattenwurf des Models wird sehr stark von der Position der Lichtquelle bestimmt. Somit muss man viel genauer arbeiten als bei einer 1,20m Octobox. Dient der SR als einziges Licht, ist damit zu rechnen das wir sehr dunkle Schatten auf Model und Hintergrund bekommen werden. Dies kann bei SW Aufnahmen super gut aussehen. Möchte man mehr Zeichnung in Schattenbereichen haben, gibt es 2 Möglichkeiten. Zum einen kann man mit einem Reflektor bestimmte Bereiche wieder dezent aufhellen. Ideal hierfür wären weisse Styropor Wände oder Hartschaumplatten. Man sollte den Aufheller so groß wählen, das dieser diffuss aufhellt und nicht noch selber Schatten wirft. Sollte ein weiterer Blitz vorhanden sein ist es sinnvoller diesen als Aufheller zu nutzen. Empfehlenswert ist es eine weisse Wand an zu blitzen . Ich persönlich versuche immer eine Wand hinter mir zu nehmen. Ich lasse die Einstellung an Kamera und Hauptlicht bestehen und schalte das Hauptlicht aus. Die Lichtleistung des Aufhellers muss soweit herunter geregelt werden das nur eine Grundhelligkeit im Bild zu sehen ist, so das Schatten noch grade Zeichnung haben. Das reflektierte Licht der Wände ist so gestreut und weich das es uns keinen eigenen Schatten in das Foto werfen wird.
Für den Fall das keine oder farbige Wände vorhanden sind, kann man auch einen großen aufs Subjekt gerichteten Lichtformer nehmen. Die Position muss man ggf. verändern um wirklich die richtigen Schattenbereiche zu erwischen.
Oberkörper/Headshots
Für Oberkörper- bzw. Kopfportraits benutze ich den SR etwas anders. Leistung runter...Einstelllicht runter sonnst wird uns das Model noch blind. Diffusor Tuch drauf....ähhhh diffusor Tuch? Ja genau. Diese gibt es leider so gut wie niergends zu kaufen, ausser es schneidert sie meine Frau (anfragen gerne via Mail). Optional kann man noch mattierte Diffusorfolie von z.B. Lee kaufen. Bei Tuch und Folie bitte darauf achten das das Einstelllicht teils sehrsehr heiß ist und ggf zu reduzieren ist. Jetzt gehen wir mit dem Licht ganz nah ans Model. 0,5-1m Entfernung ist mein Nutzungsbereich. Durch den geringen Abstand zum Model und dem Diffusor wird das Licht dann doch recht weich. Dieses Licht hat eine ganz besondere Charakteristik ähnlich einer Laterne die vor einem hängt. Sehr gespottet und ganz weich auslaufend. Die Catchlights in den Augen sind durch den Abstand ähnlich die einer großen Softbox.
Der Diffusor verhinder auch das keine sichtbaren strukturen des Leuchtmittels und Reflektor zu sehen sind.
Die Blitzhelligkeit verändere ich nicht, auch wenn der Abstand variiert. Der Helligkeitsunterschied ist marginal und kann locker in der Raw Entwicklung nachgeregelt werden.
Jetzt noch einige Tips aus der Praxis.
Homeshooting. Blitz mit SR und Diffusor, geringe Leistung, nah am Model. Blende & ISO bleibt fix, die Belichtungszeit von üblichen 1/125-1/200sek. auf längere Belichtungszeiten einstellen um den Hintergrund von der Helligkeit mit ins Bild zu bekommen. Der Blitz friert das Model im Vordergrund ein. Der Hintergrund wird eh unscharf werden so das ein leichtes verwackeln bei 1/30sek. als Beispiel zu vernachlässigen ist.
Als weiteren Tip möchte ich beschreiben wie ich den Blitz führe. Ich halte ihn in der Hand. SAY WHAAAAT?...jip, in der Hand. Kamera schussbereit in meiner rechten und Blitzkopf in meiner linken Hand. Man kann den Blitz am Chassis oder an der Stativhalterung fassen. Der große Vorteil hierbei ist das ich den Blitz um mein Model wie ein Satellit um die Erde kreisen lassen kann und im Sucher direkt sehe was Sache ist. Man ist damit so schnell und flexibel. Das macht unglaublichen Spaß. Auch "feathern" ist damit fliessend möglich. Den Blitz aus fast Kameraachse kommen lassen, also ähnlich wie ein Aufsteckblitz nur näher und mit einer größeren Leuchtfläche, macht ein ähnlich geiles Licht wie wenn man vor einer riesen Softbox stehend das Model fotografiert.
Eine schöne Ergänzung zu dem ganzen ist es einen kleinen billigen China Durchlichtschirm in 60-80cm zu kaufen und eines der Felder in einem v-förmig Bogen zu beschneiden. Der Ausschnitt dient dazu das man das Objektiv dazwischen bekommt und das Licht noch schöner umhüllt.
Als letzten Tip vielleicht noch die Info das man ein Lampenstativ am besten und einfachsten als Ablage für den Handheld Blitz nutzen sollte (danke Marc für die Idee).
Fazit:
Ausprobieren und geflashed sein!
Lieben Gruß...Frank